Synagogen Führung und Besuch bei Frau Charlotte Knobloch  

Im Rahmen unseres Leistungsfachs Geschichte bot sich uns die seltene und außergewöhnliche Gelegenheit, die Ohel-Jakob-Synagoge in München zu besuchen. Den unvergesslichen Höhepunkt dieses Vormittags bildete das anschließende persönliche Gespräch mit Dr. h.c. Charlotte Knobloch, der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Bereits beim Eintreffen am St.-Jakobs-Platz wurde uns eindrücklich bewusst, dass dies kein gewöhnlicher Besuch werden würde: Die Synagoge ist streng bewacht, ein unübersehbarer Beleg dafür, dass jüdisches Leben in Deutschland auch heute noch, oder heute schon wieder, besonderen Schutz benötigt.

Die Ohel-Jakob-Synagoge, was auf Hebräisch „Zelt Jakobs“ bedeutet, ist ein beeindruckender, moderner und zugleich tief symbolischer Ort. Sie wurde 2006 eingeweiht und bildet seither zusammen mit dem Jüdischen Museum und dem Gemeindezentrum das Herz des neuen jüdischen Zentrums in München. Ihre Architektur ist voller Bedeutung: Der massive steinerne Sockel soll bewusst an die Klagemauer in Jerusalem erinnern, ein Symbol für Zerstörung und Trauer, während der gläserne Aufbau das sprichwörtliche Zelt der Gemeinschaft symbolisiert.

Sachkundig und sehr engagiert nahm sich Frau Presser sehr viel Zeit, um uns die religiösen und historischen Hintergründe des Judentums im Allgemeinen und der Münchner Gemeinde im Speziellen zu erläutern. Mit großer Geduld führte sie uns durch die Räumlichkeiten, erklärte die zentrale Bedeutung der Tora, den Ablauf der Gebetsrituale und die Funktion der verschiedenen Bereiche der Synagoge, darunter die Menora, den prachtvollen Thoraschrein und die Frauenempore. Für viele von uns war dies der erste direkte und persönliche Einblick in eine Synagoge, was die Führung umso wertvoller machte.

Im Anschluss an die Führung folgte der wohl bewegendste Teil des Tages: ein privates Gespräch mit Charlotte Knobloch. Als Zeitzeugin des Holocaust, langjährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde und ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland ist sie eine der wichtigsten und unermüdlichsten Stimmen des jüdischen Lebens in der Deutschland und darüber hinaus.

Trotz ihrer herausragenden Rolle, ihrer bewegenden Lebensgeschichte und der Begleitung von Personenschützern begegnete sie uns auf eine unglaublich herzliche, offene und menschliche Weise. Inklusive süßem Hund. In einer faszinierenden Mischung aus persönlicher Erinnerung und gesellschaftlicher Analyse nahm sie sich Zeit für unsere Fragen. Sie erklärte uns, wie sie durch ihre Biografie zu ihren vielfältigen und fordernden Aufgaben gekommen ist. Eindringlich sprach sie über ihre tiefen Sorgen angesichts des wiederaufkeimenden Antisemitismus, gab uns persönliche Einblicke in ihre bewegende Lebensgeschichte als Überlebende des Nationalsozialismus und teilte abschließend ihre Prognose für die Zukunft.

Wir verließen das jüdische Zentrum am Jakobsplatz voller neuer Eindrücke und in dem Bewusstsein ein Stück Zeitgeschichte persönlich erlebt zu haben.