Ein Zeitzeuge erzählt: So war’s am MTG in den 1960er Jahren

Marian Offman ist vielen Münchnern bekannt: Er saß viele Jahre erst für die CSU dann für die SPD im Münchner Stadtrat. Zudem war er lange Zeit Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern. Aber dass er in den 60er Jahren Schüler des Maria-Theresia-Gymnasiums war und hier auch sein Abitur machte, wissen nur wenige. Nun besuchte er das W-Seminar „Geschichte des MTG“, las aus seinem autobiographisch geprägten Roman „Mandelbaum“ (Volk Verlag, 2022) Szenen vor, die am MTG spielen und sprach mit den Schüler:innen über seine Schulzeit.
Seine Erzählungen sind dabei auch deshalb besonders bemerkenswert, da Offman einer der ersten Schüler jüdischen Glaubens war, der nach 1945 das MTG besuchte. So erzählte er beispielsweise davon, dass zu dieser Zeit in keinem Fach über den Nationalsozialismus oder den Holocaust gesprochen wurde. Erst das Referat eines Mitschülers brach hier in das Schweigen ein, ohne aber eine Diskussion über die damals noch nicht weit zurückliegenden Ereignisse anstoßen zu können.
Prägend war für Marian Offman die 68er-Bewegung, die in München auch die Schüler an den Gymnasien erreichte. Die ersten Schüler trugen lange Haare und wurden dafür beschimpft. Marian Offman selbst hatte an seinem ersten Auto einen typischen „Make love not war“-Aufkleber angebracht – und erhielt dafür einen Direktoratsverweis. Grundsätzlich schilderte er seine Schulzeit aber sehr positiv: Das Niveau war hoch und es wurde viel gelernt. Die Lehrer waren oftmals streng und dennoch waren viele von ihnen Vorbilder für die damals noch ausschließlich männliche Schülerschaft. Marian Offman machte mehrmals deutlich, dass es für ihn ein Privileg gewesen sei, eine gymnasiale Bildung erhalten zu haben und dass ihm diese nach der Schulzeit viele Türen geöffnet habe. Dafür sei er noch heute sehr dankbar. Ihm war es daher wichtig, den Schüler:innen zu verdeutlichen, dass diese Bildung auch heute noch, gerade im weltweiten Vergleich, keine Selbstverständlichkeit sei.