„Der zerbrochene Krug“: Q12 geht ins Theater

„Werkgetreu und zugleich für die Gegenwart zeitgemäß“ versteht sich die Inszenierung der Neuen Werkbühne München von Kleists „Der zerbrochene Krug“, die die Q12-Deutschkurse am 25.03 angesehen haben. Mit beeindruckender Routiniertheit hat dieses Wandertheater ein Bühnenbild in der kargen Schulturnhalle aufgebaut und minutiös pünktlich die 60 Minuten durchgespielt. Die Schauspieler versuchten, dem Stück in der kurzen Zeit möglichst originalgetreu gerecht zu werden. Dies gelang sehr gut und war den Schülern und Schülerinnen eine willkommene Abwechslung zum häufig so avantgardistischen Regietheater. Der altertümliche Sprachstil wurde ebenfalls größtenteils beibehalten jedoch selten und ohne erkennbaren Grund durch moderne Phrasen wie „Mega!“ gebrochen. Das sollte wohl der zeitgemäße Anteil sein, wirkte aber in seiner Inkonsequenz eher irritierend. Die wirre Komik des Originalwerks transportiert sich hingegen hervorragend durch die eingespielten Schauspieler und die stets gewollt wirkende Albernheit in der Darstellung der Gerichtskomödie. Wer gedacht hat, einen neuen Blickwinkel auf Kleists Werk oder gar eine moderne politische Debatte präsentiert zu bekommen, hat wahrscheinlich zu viel von einer Vorführung, die vor allem ergänzend zu Schullektüren fungieren soll, erwartet; wer aber eine grundsolide, unterhaltsame und werkgetreue Fassung von Kleists „Der zerbrochene Krug“ erwartet hat, dürfte mehr als zufrieden sein und den improvisierten Theatersaal mit einem Lächeln ob der charmanten Darstellung verlassen haben.

Bildrechtehinweis: Neue Werkbühne München