„Ein bisschen Diktatur schadet nicht…“, „Ausländer sind krimineller als Deutsche…“, „Politiker interessieren sich nicht für unsere Probleme…“ – wir alle hören solche Äußerungen und wissen, dass sie nicht stimmen. Trotzdem fallen uns die besten Argumente oft erst im Nachhinein ein.
Um das zu ändern und an der Bushaltestelle oder im Sportverein besser vorbereitet zu sein, haben wir ein ganztägiges Argumentationstraining gegen „Stammtischparolen“ durchgeführt. Dabei konnten wir alle Ergebnisse selbst erarbeiten und Herr Hock hat uns als Lotse durch das Dickicht aus Vorurteilen, Verallgemeinerungen und Halbwahrheiten geführt.
Nach unserer Definition sind „Stammtischparolen“ platte, zugespitzte, einseitige und oft abwertende oder aggressive Aussagen, mit denen jemand den Anspruch auf Allgemeingültigkeit der eigenen Meinung erhebt. Konstruktive Kritik ist in einer Demokratie natürlich so wichtig wie die Luft zum Atmen, aber wenn das Verhältnis zwischen Bürgern und Politik nachhaltig gestört ist, dann kann eine Demokratie nicht mehr richtig funktionieren…
Schon im ersten Rollenspiel mussten wir erkennen, wie schwer es ist, gegen solche Parolen einzuschreiten und jemanden zu überzeugen. Wir sollten beobachten, wie groß die Gesprächsanteile auf beiden Seiten waren, wie die Mitglieder jeder Seite jeweils miteinander umgegangen sind, welche Gefühle im Spiel waren, wie die Qualität der benutzten Argumente war und was die Seite der platten Parolen so „attraktiv“ machte. Davon ausgehend konnten wir erste Regeln ableiten, wie mit derartigen Äußerungen umzugehen ist. Zum Beispiel hilft es, sich einen Verbündeten zu suchen, zuerst Unentschlossene zu überzeugen, sich Wissen anzueignen, nicht besserwisserisch aufzutreten, mit Ich-Botschaften zu arbeiten und immer konkret zu bleiben. Besonders wichtig ist es auch, sich bei menschenverachtenden Parolen ganz deutlich zu distanzieren! Diese Regeln übten wir dann in weiteren Rollenspielen ein, bevor wir einige ganz konkrete Strategien kennenlernten, die man bei jeder „Stammtischparole“ anwenden kann, um eine Gesprächsbasis zu schaffen und den Gesprächspartner zu einer weniger einseitigen Sichtweise zu bewegen.
Insgesamt waren wir sehr überrascht, dass es tatsächlich Tricks und Strategien gibt, um solchen Äußerungen etwas entgegenzusetzen und das Gespräch in eine konstruktive Richtung zu lenken. Besonders interessant war es, wie sich unsere gespielten Diskussionen im Laufe des Tages verändert und weiterentwickelt haben. Wir werden auch in Zukunft wahrscheinlich nicht jeden Schreihals überzeugen, aber wir haben viel über dumpfe Parolen nachgedacht und definitiv ein paar wichtige Gesprächstechniken dazugelernt.
Pluskurs „Politik wagen!“